Kapitelhaus oder Haus Vitnyédy
In der historischen Altstadt von Sopron zeigen die Fassaden der Baudenkmäler eine große Vielfalt der Baustile. An diesem Bauwerk sehen wir aber das Bildnis des Bauherrn, der die Zunge auf uns rausstreckt.
Das Haus neben der Kirche St. Georg ließ der Anwalt István Vitnyédy in der Spätrenaissance bauen. Zwischen 1664 und seinem Tod im Jahr 1670 war er Mitglied der Wesselényi-Verschwörung, die 1671 mit der Hinrichtung von Ferenc Nádasdy, Péter Zrínyi und Ferenc Kristóf Frangepán endete.
Vitnyédy war Vertrauter des Dichters und Heerführers Miklós Zrínyi (Nikolaus Zrinyi) und nahm auch an der Eberjagd teil, wo Zrínyi tödlich verletzt wurde. Zrínyi und Vitnyédy entgangen die Anklage - ähnlich wie der spätere Leiter der Verschwörung, der Palatin Ferenc Wesselényi - nur, weil sie noch vor der Aufdeckung starben.
Das Vermögen und das Soproner Haus der Familie Vitnyédy wurden aber beschlagnahmt. Das Haus kam zuerst in Besitz der Jesuiten, dann des Kapitels St. Georg.
Auf dem Bildhauerwerk über dem Tor sind ein ernster Mann mit großem Schnurrbart sowie eine unförmige, die Zunge rausstreckende Figur zu sehen. Beide sind Darstellungen vom Anwalt István Vitnyédy, der ein abenteuerliches Leben hatte. Nach der Legende streckt der unförmige Kopf die Zunge auf die neidischen Soproner raus, die ihn verklagten, weil er ein größeres Haus als gewöhnlich bauen ließ.